Nicht leicht etwas im Netz über die Entwicklung des Geocaching in Deutschland zu schreiben ohne einer Vorlieben Gruppe auf die Füße zu treten. Trotzdem wollen wir es einmal versuchen und schauen uns dabei die deutsche Qualitätsdose und die damit verbundenen Qualitätsentwicklung etwas genauer an. Sicherlich sind dies nur unsere persönlichen und höchst subjektiven Ansichten und Eindrücke. Wir waren damals nicht dabei als das Hobby gewachsen ist aber wenn man sich alte Caches so ansieht und mit heute vergleicht, kann dieser Eindruck entstehen. Wir lassen uns auch gerne eines anderen belehren...
Wenn wir uns sehr alte deutsche Caches mit vielen Favos anschauen, werden wir feststellen, dass der Ort und die Aussicht an der Dose hier wohl deutlich im Vordergrund stand und das Erlebnis, diesen Ort zu besuchen. Man kann also davon ausgehen, dass Geocaching am Anfang wirklich ein Wegweiser zu interessanten Orten war und der Fund einer kleinen Dose mit Logstreifen “nur“ das I- Tüpfelchen. Ganz ohne statistischen Hintergrund. Das zeigt sich auch an den Fundzahlen der damaligen Cacher und den Logtexten. Es gab ja auch nicht so viele Caches.
Wir vergleichen nun unterschiedlich alte Caches, die zum heutigen Zeitpunkt, über tausend Favoritenpunkte besitzen. Interessant sind aber hierbei eher die Cacher, die diese Dosen gefunden haben...
Unser Beispiel hier, Medieval View GC26C
zur Zeit 1716 Favoritenpunkte (04/2017)
Ein Steinhaufen mit integrierter Tupperdose und angeschimmeltem Logzettel. (Tradi)
Hier einige Logs von damals:
Uns fällt beim lesen der Logs bei diesem Cache direkt auf, dass fast alle der damaligen Cacher nur wenige Funde aufwiesen, die Logs in englischer Sprache und mit erkennbarer Mühe geschrieben wurden.
Nun unser zweites Beispiel, ebenfalls ein steinelastiger Tradi
Steine 2 GC36QKM zur Zeit 1494 Favoritenpunkte (04/2017)
Hier wurde Mechanik verbaut und ein Aha- Effekt ist garantiert, nicht nur beim Cache sondern auch bei den Logs...
Vergleicht man also diese “alten“ Logeinträge mit denen, der heutigen Dosen, die mehrheitlich an deutlich weniger repräsentativen Orten und dafür mit mehr technischem bling bling ausgestattet sind, wird eines deutlich. Die Logeinträge sind heute eher weniger mühevoll und deutlich einfacher gestrickt. Im übrigen ungeachtet der Fundzahlen der Cacher. Sicherlich sind diese Logs sehr extrem, jedoch existieren sie und weisen in eine Richtung.
Ein weiterer alter Cache ist z.B. Mary Shelley's Schloss (GC236E) nur 165 Favos aber auch hier das gleiche Logbild, Member Accountinhaber mit überwiegend wenigen Funden loggen aber größten Teils mit erkennbarer Mühe. (2001)
Ein Schelm wer jetzt denkt, dass Geocacher vor 16 Jahren scheinbar nicht so logfaul waren und die wenigen nicht so tollen Dosen, jedoch mit toller Aussicht, immerhin noch mit einigen Favos bedacht haben. Scheinbar hatten sie zudem auch noch Spaß an den kleinen und eher unscheinbaren Dosen. Das Niveau schien ein recht hohes zu sein, die Leute waren jedenfalls zufrieden und hatten wohl geringere Erwartungen.
Im heutigen Vergleich von favolastigen Qualitätsdosen muss sich ein Owner schon ganz schön anstrengen, die scheinbar hohe Erwartungshaltung der Cacher zu befriedigen um dann noch einen Favo abzubekommen.
Wir wollen hier nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, jedoch erkennt man an diesen Caches und ihren Logs, recht gut die Entwicklung. Das dieses tolle Hobby sich weiter entwickelt ist auch völlig normal und nachvollziehbar. Aber ist höher schneller weiter wirklich das, was die Mehrheit der Cacher will? Ist Geocaching so massentauglich wie es sich heute darstellt?
Wir haben hier bewußt nicht Caches wie:
Die Kinder des Buchbinders
Das Müssmannhaus
Das Opfer des Bahnarbeiters oder
Dexter 1-3 genannt.
Diese Caches heben unser Hobby sicherlich auf eine völlig andere Ebene, mit der garantiert auch Geld zu verdienen wäre, und die die wunderschöne Ausnahme darstellen. Jedoch auch diese Dosen weisen in eine Richtung.
Wenn man sich heutige Geocaches mit hoher Favoquote anschaut und die Machart der Dosen sowie das Niveau, dann sieht man hier eine gewisse Form der gigantischen Weiterentwicklung. Ganze Häuser werden zu fraglos grandiosen Erlebnisspielwiesen für Geocacher ausgebaut. Bei diesen “Dosen“ sind Cacher stundenlang mit Abenteuerlust in einer außergewöhnlichen Umgebung unterwegs. Die heutigen Owner haben hierin hunderte von Euros und tagelange Mühe inkl. Arbeit investiert.
Diese Entwicklung zeigt sich im übrigen auch an den heutigen Events die schon im Gigabereich veranstaltet werden. Trotz dieser Steigerung finden sich etliche, die sich über alles mögliche beschweren und immer noch etwas besser wissen, hohe Ansprüche haben und viel zu viel für selbstverständlich halten oder sich im Gegensatz hierzu, die guten alten Zeiten zurück wünschen. Vielleicht haben zu viele auch einfach noch höhere Erwartungen. Man will schließlich unterhalten werden und gleichzeitig möglichst hohe Fundzahlen erreichen um die Statistik zu verschönern und sich scheinbar zu profilieren.
Das Hobby ist in den letzten Jahren deutlich bekannter geworden, und auch die Vorlieben der Cacher unterscheiden sich. Man kann sie in, wie wir meinen, drei Gruppen und deren Variationen einteilen.
Zum einen die statistischen Dosenjäger, sie versuchen Rekorde zu brechen und Masse ist das Thema, Rücksicht kommt häufig zu kurz.
Zum zweiten die Qualitätscacher, die weniger Dosenfrequenz tolerieren aber dafür auf schöne Erlebnisse achten.
Und zum dritten die naturverbundenen Altcacher, die mit wenig zufrieden sind und der Weg das Ziel ist.
Gibt es den optimalen Geocacher? Wahrscheinlich nicht und wie überall ist jeder extreme Vertreter seiner Gruppe jemand, der seine Bedürfnisse nicht erfüllt sieht und nach noch mehr Extremen sucht.
Wir persönlich bewegen uns in allen der drei Gruppen wobei wir Qualität wirklich zu schätzen wissen und für mehr davon einstehen. Auch lehnen wir das rein statistische Cachen ab, weil es zu Problemen führt, die für das Hobby nicht zuträglich sind.
Wohin führt die Reise zwischen den Extremen?
Wir sind jedenfalls gespannt.
Happy Caching Die Blümchen
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