Ich glaube, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass Markus Gründel mehr kann als Bücher zu schreiben. Wer seine Posts in den sozialen Netzen gelegentlich verfolgt, der wird auch schon mitbekommen haben, dass dieser durchaus bekannte Geocacher auch allerhand nützliche Ideen aus dem Hut zaubern kann und auch mit diversen Aktionen rund um unser Hobby sehr umtriebig ist. Man denke nur an die Nordkappreise mit dem Twingo. Wir haben ihn um ein Interview gebeten, um mehr über ihn zu erfahren und um einige Meinungen zum Hobby abzufragen. Ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei schreiben, lest selbst im folgenden Interview:
Die Blümchen:
Markus, Du bist so weit ich das herausfinden konnte seit 2002 unter dem Cachername "schlumbum" am Geocachen. Was hat Dich zu diesem Hobby gebracht?
Markus Gründel:
Ich war damals in der Outdoor-Abteilung vom SportScheck tätig und dort hatten wir auch GPS-Geräte zum Verkauf. Als bekennender Techie war das natürlich eine schöne Spielerei. Eines Tages bin ich eher zufällig in der Zeitschrift Outdoor auf eine kurze News-Zeile „Schatzsuche mit GPS,
www.geocaching.com“ gestoßen und da war meine Neugier geweckt. Am folgenden Wochenende hatte ich mir dann ein GPS ausgeliehen, um dieses Geocaching mal aus zu
probieren. Damals gab es gerade mal eine handvoll Dosen in Hannover … unvorstellbar heutzutage!
Die Blümchen:
Wie bist Du zu Deinem Cachername gekommen?
Markus Gründel:
Oh, der stammt aus einer Bierlaune in den Zeiten, wo man im Internet nur mit Nickname unterwegs war und da wollte ich etwas haben, was sonst keiner nutzt.
Die Blümchen:
Wie oft gehst Du Cachen und hast Du nach so langer Zeit im Hobby noch große Lust zum Dosensuchen?
Markus Gründel:
Ich habe nie exzessiv gecacht, darum ist mir, so denke ich, auch nicht die Lust an dem Hobby verloren gegangen. So gehe ich immer mal wieder los, wenn es passt oder gerade ein Event in der Nähe
ist.
Die Blümchen:
Du bietest ja auf Deiner Seite "Der Gründel" unterschiedliche Dienstleistungen an, dies schon sehr lange und mit vielen Referenzen. Wie bist Du hierzu gekommen und was war der Auslöser, das Hobby ein Stück weit auch gewerblich zu betreiben?
Markus Gründel:
Das begann kurz nach dem Erfolg meines ersten Buches „Geocaching“ in 2007. Damals als einer der wenigen Leute, die nicht mehr konspirativ unterwegs sein konnten, mein Name war seit der
Publikation ja bekannt, bekam ich immer mehr Anfragen aus allen Richtungen nach dem Spiel. Als das immer mehr wurde und nicht mehr mal eben mit einem Tausch der Schicht beim Job zu ermöglichen
war, habe ich mich entschlossen als Freiberufler mein Glück zu versuchen – ich darf mich den ersten hauptberuflichen Geocacher Deutschlands schimpfen ;-)
Die Blümchen:
Es gibt Cacher, die gerade derzeit, extrem viel Werbung auf allen Kanälen verbreiten, um ihr Gewerbe in der Community bekanntzumachen. Wie siehst Du die Entwicklung, Geocaching offensiv zu kommerzialisieren?
Markus Gründel:
Die Konspirativität ist ja schon lange verloren gegangen, spätestens seit Pokemon Go kann jeder etwas mit GPS-Schatzsuche anfangen. Das nun einige sich
bewerben, ja das war ja zu erwarten und es sind nicht die Ersten! Ich kann mich an Agenturen und Einzelpersonen erinnern, die schon vor über 10 Jahren begonnen haben damit Geld zu verdienen,
einige plump andere sehr geschickt – man schaue sich Daniels Cacher-Reisen an, zur rechten Zeit die rechte Idee gehabt. Ich denke auch, dass Groundspeak mit seinen GeoTours kein optimales Konzept gewählt hat. Was wäre schon dabei, wenn die sich einmalig gegen Summe x für
eine Dose, vom Hotel y bezahlen ließen und dort die Dose samt Werbelinks platzieren ließen? Dann wären solche „kommerziellen“ Dosen besser zu erkennen und wem es nicht passt, der braucht die
nicht suchen gehen.
Die Blümchen:
Kann man heute in einer "Geiz ist geil" Gesellschaft noch Geld mit dem Hobby verdienen oder siehst Du das eher als rückläufig an?
Markus Gründel:
Nun, den Peak haben wir gewiss überschritten, jetzt bildet sich der Bodensatz ;-)
Die Blümchen:
Deine Bücher haben ja wirklich Kult Charakter und sind, wie wir finden, eine gute Informationsquelle für Neueinsteiger. Was würdest Du aus heutiger Sicht einem Anfänger raten, außer natürlich Deine Bücher zu lesen?
Markus Gründel:
Meine Bücher natürlich – genau! Für Einsteiger halte ich es immer noch am Sinnigsten einen Event zu besuchen, mit Cachern ins Gespräch zu kommen und sich von
Leuten mit denen man gut kann, zur Suche an die Hand nehmen zu lassen. Ansonsten mit Tradis, großen und von den
Wertungen einfachen Dosen möglichst in Wald und Wiese anfangen – urbane Caches sollte man erst suchen, wenn etwas Erfahrung vorhanden ist!
Die Blümchen:
In Deinem Buch "Geocaching 1" empfiehlst Du viele Ausrüstungsgegenstände, von der "normalen Grundausstattung" bis zur "erweiterten Ausrüstung" und beschreibst sie. Hast Du diese Ausrüstung schon mal komplett dabei gehabt und findest Du nicht, dass hier eventuell das eine oder andere etwas "overload" ist um für Neucacher geeignet zu sein?
Markus Gründel:
In der Tat habe ich darüber bei der Neuauflage länger gegrübelt, das ein oder andere auch heraus genommen und verschoben. Allerdings sind das alles Sachen,
die ich regelmäßig im Einsatz hatte und habe - die man aber mit der Masse an einfachen Caches nicht unbedingt immer dabei haben muss, man kann ja zum
nächsten Cache weiter gehen ;-)
Die Blümchen:
Wenn man Deine Veröffentlichungen und Tests oder auch Praxistips verfolgt, merkt man recht schnell, das Du nicht nur immer mal wieder Produkte verschiedenster Hersteller testest, sondern auch praxisorientierte Lösungen für kleine Problemchen findest / erfindest. Wie kommst Du auf diese Ideen?
Markus Gründel:
Hi, hi, meine cachetools, wie der Nano-Log-Aufroller, das LED-Teelicht als
SOS-Licht, der Sektkorken als Diffuser, die Verpackungs-Folie als Sitzkissen oder das Buttermesser zum Töpfe auskratzen … ich habe von je her ein Fable für Details, bin viel draußen unterwegs und
versuche bei vielen Sachen eine sinnvolle „Nachnutzung“ zu erkennen … das passiert halt manchmal einfach so, wie beim Buttermesser: Ich hatte mich immer schon über das schwierige und lästige
Abwaschen mit kaltem Wasser draußen geärgert … für den Gedanken mit etwas anderem wie dem Löffel den Topf auszukratzen und damit den Abwasch zu minimieren … hat es arg lange gedauert... Danach habe ich aber beim GSI den Topf-Schaber entdeckt, meines Wissens der einzige Hersteller, der sich darüber Gedanken
gemacht hat. ...wobei ich gerade eine noch viel einfachere und leichtere Lösung teste … vom Gründel himself natürlich ;-)
Die Blümchen:
Du bist ja gerne mal am Wandern und Reisen, steht für Dich bei einem Urlaub das Cachen an erster Stelle oder versuchst Du das Hobby eher in die Reise zu integrieren?
Markus Gründel:
Ich reise ja eher nach dem Motto „der Weg ist das Ziel“ und da passen Geocaches immer gut als kleine Etappen-Ziele hinein. Als wir vorletztes Jahr hoch zum
Nordkapp (ein paar Bilder findest Du unter www.NordkappProjekt.de) gefahren sind, da war natürlich klar sich auch am „Nothing but stones“ zu versuchen. Alle anderen Caches, die wir zwischendurch gemacht haben,
waren ein Teil der Dosen, die auf dem Wege lagen, das hätten mehr sein können, aber dann wäre es kein Reisen, sondern ein Stopp&Go geworden.
Die Blümchen:
Welche Meinung vertrittst Du zu der momentanen Umfrage des HQ, in Bezug auf Qualität? Brauchen wir mehr Qualität oder ist das für Dich eher nicht relevant?
Markus Gründel:
Mit der Qualität ist so eine Sache … wie man sie für sich definiert: langt ein trockenes Logbuch, eine große Dose oder muss es eine Riesenspielerei sein? Letztere sind ja schön und gut, bloß dann
muss der Owner ja recht schnell Kapital bewegen und Zeit opfern um diese aufwändige Dose zu warten, das kann man von
einem „kostenlosen“ Hobby nicht fordern … oder man lässt bauen und dann sind wir wieder bei gesponserten Dosen - da, so finde ich, sollte mal mehr drüber
nachgedacht werden.
Die Blümchen:
Was ist für Dich ein guter Geocache?
Markus Gründel:
Ich freue mich immer, wenn ein Cache mich an Orte führt, die ich als normaler Tourist nicht gefunden hätte oder wenn der Owner eine tolle Geschichte mit oder zu dem Cache erzählt, das darf dann
auch ein PETling sein. Ich freue mich aber auch über aufwändige Dosen oder tolle Touren … diese Vielfältigkeit macht
unser Hobby aus.
Die Blümchen:
Wenn Du etwas an unserem Hobby sofort verbessern könntest, was wäre das?
Markus Gründel:
Hi, hi, ich würde die Nano-Größe einführen.
Die Blümchen:
Was denkst Du über die Möglichkeiten, sich zum Hobby auf dem Laufenden zu halten? Wie interessant sind z. B. Blogs oder Magazine und liest Du selbst auch regelmäßig welche?
Markus Gründel:
Das Geocaching-Magazin z.B. hatte ich in den Anfangszeiten mit Berichten und Tests begleitet, lese es aber nun nicht mehr. Ich lege eine handvoll Blogs und
höre den ein oder anderen Podcast und besuche Events, so hoffe ich einen gewissen Überblick zu behalten. Was ich bei den Geocaching-Medien wie auch grundsätzlich im Outdoor-Sektor seit Jahren
beobachte und echt schlimm finde, sind die sogenannten „Tests“. Nicht selten handelt es sich dabei lediglich um umgeschriebene Pressmitteilungen der Hersteller.
Die Blümchen:
Du bist ja ein "alter Hase" im Hobby. Kannst Du Dir vorstellen, dass Neulinge dieses Hobby anders betreiben als Du damals in deinen Anfängen und was sind die deutlichsten Unterschiede zu 2002?
Markus Gründel:
Nun, früher musste man sich für mehrere Hundert € ein GPS kaufen, um cachen zu gehen, das waren dann Techies und Outdoor-Leute, die sich vor dieser
Investition nicht scheuten. Heutzutage bilden die Geocacher einen Querschnitt der Bevölkerung und da jeder ein SmartPhone besitzt, ist es einfach die
Geocaching-App mal eben zu installieren und auszuprobieren. Die Leute machen einfach und informieren sich nicht, selten oder sehr spät. So kommt es zu einem hohen Durchlauf von Hobby-Hoppern, die heute dies, morgen das machen, aber nichts mit Herzblut. Andererseits ist das Hobby so nun bekannt und löst nicht immer gleich einen Polizeieinsatz
aus oder führt zu gar Verboten – mit denen, die es leider schon gibt, outen sich die Verantwortlichen als rechercheunfreudig, weltfremd und ewig gestrig … so
hat der Bekanntheitsgrad auch etwas Gutes. Aber ich bin abgeschweift, klar sehen Neulinge durch die Fülle an einfachen Dosen eben diese einfachen Dosen und so legen sie eher auch etwas
einfaches denn etwas aufwändiges.
Die Blümchen:
Was denkst Du, was begeistert viele Geocacher heute am Hobby?
Markus Gründel:
Von denen, die längere Zeit dabei bleiben denke ich, ist es nach wie vor ein besonderes Hobby. Man nimmt wie früher an einer weltweiten Schnitzeljagd teil, wo man nie ganz sicher sein kann, was
am Ende für ein Cache auf einen wartet. Und dieser ist eine „echte“ Dose, nicht irgendwas virtuelles oder ein Level. Und dennoch gibt es die geliebten/gehassten Punkte und Matrix, so dass der Sammelleidenschaft wie auch der Identifikation darüber gefrönt werden kann. Auch ist die Abwechselung erhalten geblieben, sei es nun einen Event zu besuchen
und sich aus zu tauschen, einfache urbane gut versteckte oder sportlich herausfordernde Dosen zu suchen.
Die Blümchen:
Wir bedanken uns ganz herzlich für die beantwortung unserer Fragen und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg.
Happy Caching Die Blümchen
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