Für manch einen Owner ist es eine wahre Horrorvorstellung, wenn er daran denkt, dass ganze Gruppen von Geocachern über seine Dosen herfallen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass solch ein Owner schon mal einen Termin oder eine Spielerbegrenzung im Listing vorschreibt, um dieses Rudelcachen zu vermeiden. Auch Logeinträge verlieren oft an Qualität wenn Gruppen geplant über tolle Dosen einer Region herziehen. Dies vielleicht noch mit mehreren Teams, um noch mehr Punkte zu generieren. Der einzelne Cache wird bei solchen Veranstaltungen nicht selten zur Nebensache. Das Ärgert Owner und eine mühevoll gestaltete Dose kann für Rudelcacher schon mal an Wert verlieren.
Aber ist Rudelcachen immer gleich verwerflich, schlecht und schadet einem Cache, der Natur oder einem Owner? Kann in einer guten Community mit tollen Menschen auch diese Art der Hobbygestaltung
funktionieren ohne jemandem auf die Füße zu treten? Wir finden Ja, allerdings ist hierbei Umsicht, Rücksicht, beidseitige Tolleranz und etwas Mühe angesagt. Das vergessen einige Rudelcacher und
Owner gerne einmal. Gerade wurden wir von befreundeten Geocachern gefragt, ob wir nicht Lust hätten mit auf eine Cachetour zu gehen und uns bei einer T5 Kletterpartie zu beteiligen. Wir hatten
sowohl Zeit als auch Lust. Wir fragten noch um welchen Cache es geht und wo er ist. Es handelte sich um einen Cache, der seit 2016 gerade 35 mal geloggt wurde und zum finden der Koordinaten
einige Aufgaben zu lösen sind. Also wurde er nicht grundlos so selten gefunden, der Aufwand scheint riesig. Die Aufgaben beinhalten unter anderem auch ca. 140+ Km fahrerei mit dem Auto. Natürlich
geht auch dies einher mit dem C0²-Ausstoß der Fahrzeuge von Cachern, die diese Dose besuchen wollen. Da kann eine gemeinsame Gruppenaktion schon mal CO² sparen.
Ich sagte jedenfalls direkt zu, auch mit dem Wissen, dass wir vor dem Termin auf keinen Fall geschafft hätten, alle geforderten Aufgaben zu lösen. Trotzdem wollten wir dieser lustigen Truppe
beiwohnen und so profitierten wir vom Schwarmwissen der Community und beteiligten uns beim heben der T5 Finaldose.
An diesem Punkt entsteht für viele schon der erste Konflikt mit ihrer "Cacherehre". Ist es ok einen Geocache zu besuchen, wenn man das Rätsel zum Finden der Finalkoordinaten nicht selbst gelöst hat und auf das Wissen der Mitcacher zurückgreift?
Ist man deshalb gleich ein schlechter Mensch und hat das Spiel nicht verstanden oder darf man jetzt nicht mehr mit seiner Statistik prahlen? Haben wir dem Owner schon jetzt durch diese
Verabredung einen schweren emotionalen Schaden zugefügt?
Für uns stellen sich all diese Fragen nicht, weil uns die Statistik völlig wurscht ist, wir grundsätzlich nicht mit unseren Funden prahlen und der Log von mir aus auch gelöscht werden kann, wenn
es den Owner stört und er meint uns damit bestrafen zu müssen. Auch kann man sich vorab schon überlegen, diesen Cache gar nicht erst online zu loggen, um dem Ärger direckt aus dem Weg zu gehen.
Aber ändert das dann irgend etwas an der Tatsache, dass wir zum Final gelaufen sind, eine tolle Aussicht genießen durften und jede Menge Spaß hatten? Die Gruppe ist jedenfalls auf gut
geschotterten Fußwegen durch die Natur gelaufen, vorbei an Kuhweiden, Wald und Feldwegen. Sogar eine Pferdekutsche ist an uns vorbeigefahren und der Weg zur Dose war schon ein tolles Ziel. Diese
Eindrücke kann mir niemand mehr nehmen und auch nicht den Spaß. Ganz ehrlich, da pfeife ich auf einen Punkt.
Beteiligt waren 11 Geocacher, die einen guten Schnitt durch die Cacherszene repräsentieren. Von Anfängern, Erfahreneren und alten Hasen war alles dabei. Es gab viel zu erzählen und man konnte sich toll unterhalten sowie Erfahrungen austauschen. An den Zielkoordinaten angekommen zeigte sich ein wunderschöner Felsen, der sich nur wenige Meter neben einem breiten Weg befand. Ein Seil wurde eingebaut und jeder bekam die Möglichkeit zu klettern oder sich abzuseilen, ganz nach Belieben. Auch Cacher mit keiner oder nur wenig Klettererfahrung konnte bei dieser Gelegenheit ein Einblick gewährt werden. Es war ein tolles Erlebnis mit viel Spaß und gelebter Gemeinschaft. Jeder Teilnehmer dieser Gruppe konnte sich einbringen und neue Cacher kennenlernen oder Kontakte knüpfen. Geht raus zum Cachen heißt es doch immer, genau das wurde hier gelebt. Diese Gruppe von Geocachern hat gezeigt, dass das Hobby verbindet und Abenteuer bietet ohne der Natur oder dem Cache zu schaden.
Nun kommen wir zu den Schattenseiten dieses Ereignisses. Mir sind die Vorbereitungen zum Lösen des Caches vorerst entgangen und es wird wohl auch noch eine Weile dauern, bis ich das abgearbeitet
habe. Die vom Owner erdachten Aufgaben habe ich nicht vollständig erfüllt und mir ist im Detail ein Stück dieses Caches verloren gegangen. Der Owner oder ein Cacher mit "sauberer Weste" könnte
sich darüber aufregen oder einfach akzeptieren, dass dieser Cache der Allgemeinheit als Angebot zur Verfügung gestellt wurde. Ein Angebot zum Spaß haben und genießen oder ein Angebot um Dosen zu
suchen und Freunde zu finden. Ein Angebot zur Freizeitbeschäftigung und zum Zeigen toller Orte oder auch um Rätsel zu lösen und gestellte Herausforderungen zu erfüllen. Ganz nach Belieben. Ein
Cache ist für uns zumindest keine Gelegenheit, sich zu profilieren oder als Owner anderen das Leben möglichst schwer zu machen. Wie gesagt, für uns!
Wer diese Aufgaben jedoch nur löst, um einen Statistikpunkt abzugreifen, hat unserer Meinung nach etwas verpasst. Wir haben trotz "geschenkter" Koordinaten ein tolles Erlebnis gehabt und für uns hat sich diese Dose auf jeden Fall gelohnt, auch ohne vorher
ein Rätsel oder die Aufgaben zu lösen. Das war mir beim Onlinelog auch einen Favo wert. Nicht wegen der tollen Dose
oder den anspruchsvollen Aufgaben, sondern weil es eine beeindruckend schöne Finallocation nebst toller Teamkletterei und einer Menge Spaß war.
Ich kann nicht behaupten diesen Cache ehrlich erarbeitet zu haben, aber das würde ich auch nicht machen, wenn es so gewesen wäre. Cachen ist für mich persönlich keine Challenge und auch keine Art
mich zu profilieren. Punkte sind mir mehr als schnuppe. Vielmehr habe ich Spaß an der Gemeinschaft, am Laufen an Erlebnissen und an tollen Orten. Wenn es dann noch eine schöne Dose gibt und ich
auch noch klettern darf, ist das ein i Tüpfelchen obendrauf.
Fazit: Nicht alles, was schlecht aussieht, ist auch tatsächlich schlecht. Leider bleibt den meisten Ownern solch ein vielleicht versöhnliches Feedback
verwehrt. Schuld daran sind meiner Meinung nach lieblose Einheitslogs, die den Eindruck beim Owner erwecken, er hätte einen 08/15 Cache und die eigene Dose ist nur eine unter vielen. Geocaching
ist für mich persönlich mehr als ein liebloser Punkt.
Happy Caching Die Blümchen
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M7880 (Donnerstag, 16 Mai 2019 09:19)
Es kommt schon mal drauf, an ob Rudelcachen vom Owner verboten wurde, oder nicht.
Wenn nicht: Geocachen, ist keine theoretische/schriftliche Abschlussprüfung, die jeder alleine machen muss ohne vom Nachbarn abzuschreiben.
Also kann man hier doch durchaus im Team losziehen, bzw 'Hausaufgaben' auch im Team lösen.
Jeder macht, was er kann: Rätsel lösen, Auto haben/fahren, Ausrüstung durch den Wald schleppen, Ausrüstung nutzen, ...
Daher ist man ja ein Team, man ergänzt sich mit Wissen, Ausrüstung, Fähigkeiten.
Man sollte halt für 'draußen' nur abwägen, welche Gruppenstärke wohl noch sinnvoll ist.
Bei nem T5 Tradi 50 Meter im Wald braucht man wohl keine 15+ Leute, wo nur 3 bis 4 aktiv Mitwirken können. Bei nem komplexen Multi mit viel nötigem Wissen/Fähigkeiten kann das dagegen sinnvoll sein.
Und beim Powertrailen wird es wohl besser sein, wenn im großen Rudel jede Dose nur einmal gesucht wird, statt 15 Leute nacheinander einzeln durch die Botanik trampeln.